Der St.-Albans-Platz ist ein belebter Ort – durchzogen von Bewegung, Geräuschen, Alltag. Genau hier beginnt der Erinnerungsweg: offen und zugänglich, zugleich zurückgenommen. Der Raum zwischen vier bestehenden Bäumen schafft einen geschützten Rahmen. Hier verdichtet sich die Erinnerung – sichtbar, aber nicht aufdringlich. So wie auch die Deportationen: geplant im Verborgenen, aber für viele nicht unsichtbar.

Der Weg nimmt dort seinen Anfang, wo heute Reisende ankommen. Schuhabdrücke im Pflaster markieren symbolisch jene, die unter falschen Versprechungen ihren letzten Gang antraten. Zwei bündig eingelassene Schienen begleiten diesen Weg. Sie beginnen vor dem Prellbock, durchqueren ihn und führen weiter ins Leere – als stille Linie der Erinnerung, eingebettet in die alltägliche Bewegung des Platzes.

Zwischen all diesen Elementen zieht sich eine schmale, eingelassene Regenrinne – vom ersten Schritt bis zum letzten Blick. Sie durchschneidet den Platz als leise, aber kraftvolle Achse. Wer genau hinschaut, erkennt darin eine Zeitlinie: Sie verbindet Fußabdrücke, Prellbock und Stahlwände – Vergangenheit, Gegenwart und das Fortwirken der Erinnerung.

Ein Prellbock markiert den Beginn des Platzes zwischen den vier Bäumen – als Sinnbild des gewaltsamen Endes und zugleich als Träger historischer Information. Die daran befestigte Stele bietet Einblicke in den Alltag und die tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen in Worms während der NS-Zeit sowie Hintergründe zu den Deportationen, den Opfern und den Tätern aus Worms. Von hier aus blickt man durch zwei durchbrochene Stahlwände – durch Namen und Worte hindurch. Der Blick wird zur Bewegung: zurück in die Vergangenheit, aber auch nach vorn.

Die beiden Wände formen den abstrahierten Körper eines Zuges. Doch dieser fährt nicht mehr – er bricht quer aus dem Gleisverlauf aus. Ein starkes Bild für das Sichtbarwerden von Erinnerung: gegen das Vergessen, gegen das Verstummen. Die eine Wand nennt die Namen der Deportierten – Jüdinnen und Juden sowie Sinti und Roma. Die andere trägt Zitate, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbinden. Die Worte sind nicht nur sichtbar, sondern auch tastbar – sie lassen sich mit der Hand ertasten, begreifen, spüren. Im Spiel von Licht und Bewegung werfen sie wandernde Schatten – auf den Boden, auf die Umgebung, auf vorbeigehende Menschen. Namen verschwinden und tauchen wieder auf – wie Erinnerung selbst.

Zwei Sitzblöcke flankieren das Ensemble. Der Ort lädt zum Innehalten ein – mitten im Fluss des Lebens. Auch bei Dunkelheit bleibt der Erinnerungsraum erfahrbar: Der Platz ist bereits gut ausgeleuchtet, und die bestehenden Bäume werden durch vorhandene Strahler atmosphärisch in Szene gesetzt.

  • Jahr

    2025

  • Auszeichnung

    1. Preis, Ideenwettbewerb

  • Realisierung

    Die Fertigstellung ist für Sommer 2026 vorgesehen

  • Ausstellung

    SchUM Lab, Neumarkt, Worms
    14. bis 25. Juli 2025

    Öffnungszeiten:
    Montag: 10 – 12 Uhr
    Donnerstag: 10 – 12 Uhr und 14 – 16 Uhr
    Freitag: 10 – 12 Uhr

  • Künstlerische Zusammenarbeit

    George & Przemyslaw – ehemaliges Künstlerduo